Freitag, 8. November 2024
13.00 – 14.20 Uhr
Begrüßung
Ulrike Plogstieß
Renate Volbert
Glaubhaftigkeitsbegutachtung von Zeugenaussagen bei Sexualstraftaten
14.20 – 14.30 Uhr
Pause
14.30 – 15.30 Uhr
Workshops Teil 1
1. Interaktionsbezogene Fallarbeit (IFA)- Sexualität in der Psychotherapie
Jörg Steingen
Ist es möglich, dem sexuellen Erleben und Verhalten von Patienten in der psychotherapeutischen Praxis sowie im klinischen Alltag einen Sprach- und Erlebnisraum zu ermöglichen?
Im Workshop sollen zu dieser und weiteren Fragen mittels der Methode der Interaktionsbezogenen Fallarbeit (IFA) Erlebnisräume gefunden werden. Mit einer Gruppe von ca. 8 Teilnehmern wird eine IFA-Sitzung durchgeführt, die Teilnehmer sind aufgefordert, Fragestellungen einzubringen.
Dipl.- Psych. J. Steingen, Psychologischer Psychotherapeut in eigener Praxis (Seelow), Lehrpraxisinhaber, Supervisor, IFA-Gruppenleiter (VIVT))
2. Annehmen und Loslassen – Einführung in die Akzeptanz- und Zugeständnis- Sexualtherapie mit Paaren
Christoph Joseph Ahlers
Gegenstand des Workshops ist ein sexualtherapeutischer Ansatz bei sexuellen Funktions- und Beziehungsstörungen, der sowohl durch die „Dritte Kraft in der Psychologie“, nämlich die Humanistische Psychologie und Psychotherapie (HPT), als auch durch die „Dritte Welle der Psychotherapie“, hier die Acceptance and Commitment Therapy (ACT) inspiriert wurde. Dementsprechend basiert der Ansatz darauf, die therapeutische Ambition einer Umkehrung, Aufhebung oder gar Löschung einer Störung aufzugeben, und stattdessen auf die Akzeptanz der gegebenen Problematik zu fokussieren, sowie auf das Zugeständnis, dass etwas nicht (mehr) geht, funktioniert, klappt. Die Akzeptanz- und Zugeständnis- Sexualtherapie (AZST) postuliert, dass sich sexuelle Funktions- und Beziehungsstörungen auflösen können, sobald der Druck nachlässt, dass eine Störung weggehen und eine Funktion wiedererlangt werden muss bzw. etwas wieder stattfinden, funktionieren und klappen muss.
Dem Ansatz liegt ein erweitertes Verständnis sexueller Gesundheit im Sinne Ivan Blochs zugrunde, demzufolge soziokulturelle Normvorgaben bezüglich sexueller Funktionalität die Grundlage für die Bewertung sexueller Gesundheit darstellen. Dementsprechend wird auf der Makroebene der soziokulturellen Normierung davon ausgegangen, dass Sexualfunktionsstörungen keine individualpsychologischen Probleme sind, sondern dass sich in ihnen sozialnormative Sexualanforderungen ausdrücken, die kollektiv enkulturiert und vom Einzelnen als potentiell pathogen internalisiert sind. Konkret bestehen diese Anforderungen darin, dass sexuelle Interaktion an der „erfolgreichen“ Verrichtung von penis-vaginaler Penetration zur Orgasmus- und ggf. Re- Produktion* bemessen wird, und das Nichterreichen dieses Zieles als „schlechter Sex“ bewertet und stigmatisiert wird. Auf der Mikroebene der individuellen Manifestation handelt es sich somit nicht um Sexualfunktionsstörungen im eigentlichen Sinne, sondern um Sexualpenetrationsstörungen, die überwiegend erst bzw. nur dann auftreten, wenn der gefühlte Zwang zu penis-vaginaler Penetration zur Orgasmus- und ggf. Re- Produktion besteht. Hier setzt die Akzeptanz- und Zugeständnis- Sexualtherapie (AZST) an, indem Paare darin unterstützt werden, internalisierte, sozialnormative Sexualanforderungen zu realisieren, zu reflektieren, zu relativieren und zu revidieren, um sich von diesen zu emanzipieren und stattdessen auf die Kommunikations-Funktion von Sexualität zu fokussieren. Die Grundlagen und Abläufe der AZST werden dargestellt und ausgeführt.
Teilnehmer:innen werden gebeten, eigene Fälle zur Reflexion des Ansatzes mitzubringen.
Dr. rer. med. Dipl.-Psych. Christoph Joseph Ahlers, Praxis für Paar und Sexualtherapie am Institut für Sexualpsychologie Berlin, sexualpsychologie-berlin.de)
3. Aushandeln von konsensuellen Entscheidungen in Bezug auf sexuelle Aktivitäten
Stefanie Bohle, Carsten Müller
Konsens ist ein Begriff, der in den letzten Jahren massiv an Aufmerksamkeit gewonnen hat, der Begriff ist präsent und gleichzeitig stellt er Menschen vor großen Herausforderungen. Wer hat die Verantwortung für konsensuelle Entscheidungen? Wie kann Konsens ausgehandelt werden? Wie kann ein gelungener Umgang mit einer gefühlten Ablehnung gelingen? Welche Chancen entstehen durch die Auseinandersetzung mit dem Thema Konsens in der Beratung? Mit diesen Fragen beschäftigen wir aus der Perspektive der sexuellen Bildung und der Sexualpädagogik in einem praxisorientierten Workshop.
Stefanie Bohle (sie/ihr) ist Sexualpädagogin, Gewaltpädagogin und Leitung der Fachberatungsstelle Praxis für Sexualität.
Carsten Müller (er/ihm) ist Sexualpädagoge, Fachkraft für Prävention und Intervention bei sexualisierter Gewalt sowie Leitung der Fachberatungsstelle Praxis für Sexualität. Er ist Autor der
Aufklärungsbucher „Sex ist wie Brokkoli, nur anders“ und „Von wegen Bienchen und Blümchen“ außerdem schreibt er als Kolumnist im Spektrum Verlag unter dem Titel „Sex Matters“.)
4. Kink-sensibles Arbeiten in Psycho- und Sexualtherapie
Stephanie Kossow
Bis zu 20 % der Menschen praktizieren in ihrem Leben eine Form des BDSM in ihrer Sexualität. Es bestehen in unserer medizinischen und psychotherapeutischen Sozialisation vielfältige Vorurteile und Annahmen bei gleichzeitig unzureichender Bildung in diesem Bereich. In diesem Workshop soll es um Grundlagen des BDSM sowie Sicherheitskonzepte gehen, um die psychische Gesundheit von BDSM-Praktizierenden (die nicht besser oder schlechter zu sein scheint als die der restlichen Bevölkerung) und um eine adäquate, kinkrespektvolle Arbeitsweise im klinischen und praktischen Kontext.
Dr. med. Stephanie Kossow, Privatpraxis für Sexualmedizin, Paartherapie und Psychotherapie, Berlin, Kreuzberg)
4. Kink-sensibles Arbeiten in Psycho- und Sexualtherapie
Stephanie Kossow
Bis zu 20 % der Menschen praktizieren in ihrem Leben eine Form des BDSM in ihrer Sexualität. Es bestehen in unserer medizinischen und psychotherapeutischen Sozialisation vielfältige Vorurteile und Annahmen bei gleichzeitig unzureichender Bildung in diesem Bereich. In diesem Workshop soll es um Grundlagen des BDSM sowie Sicherheitskonzepte gehen, um die psychische Gesundheit von BDSM-Praktizierenden (die nicht besser oder schlechter zu sein scheint als die der restlichen Bevölkerung) und um eine adäquate, kinkrespektvolle Arbeitsweise im klinischen und praktischen Kontext.
Dr. med. Stephanie Kossow, Privatpraxis für Sexualmedizin, Paartherapie und Psychotherapie, Berlin, Kreuzberg)
5. Dissoziation „Ich habe mich beim Sex abgeschaltet-dann spüre ich nichts.“
Daniela Wetzel-Richter
Die Fähigkeit zu dissoziieren ist von Kindheit angelegt. Wiederkehrende traumatische Erfahrungen in der Kindheit können dissoziative Symptome persistieren lassen, und das Erleben von Sexualität stark verändern. Somatoforme Schmerzen, Amnesie, Selbstverletzungen, Sensibilitätsverlust, Anfälle, re-traumatisierendes Verhalten bis hin zur dissoziativen Identitätsstörung gehören zur dissoziativen Symptomvielfallt. Der Workshop wirft einen kurzen historische Blick auf die Behandlungstechniken im 19. Jahrhundert (Hysterie-Konzept) und zeigt anhand von Beispielen Krankheits- und Behandlungsmodelle dissoziativer Störungen von heute. Ein Screening-Test wird vorgestellt. Es können gerne Fallbeispiele aus dem eigenen Alltag mit eingebracht werden.
Dr. med. Daniela Wetzel-Richter, Klinik Schützen Rheinfelden, Schweiz, (Privatklinik für Psychosomatik, Psychiatrie und Psychotherapie)
6. 40 Jahre erotische Literatur - Erfahrung und Umgang mit Grenzen
Claudia Gehrke
Seit 40 Jahren versuchen wir im Konkursbuchverlag dem „Unaussprechlichen“ einen sprachlichen und auch bildhaften Ausdruck zu geben. Wir grenzen dabei bewusst keinen Teil der Erotik aus und haben uns schon früh aus der binären Einengung befreit. Wir haben uns immer für die Vielfalt des erotischen "Gestaltens" eingesetzt. Dass in der Literatur neben konsuellen Inhalten auch inkonsuelle Beschreibungen vorkommen, wird ebenfalls Inhalt des Workshops sein. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich. Die Teilnehmer sind aufgefordert, eigene Beispiele einzubringen.
Claudia Gehrke, Verlegerin. Seit 1982 Herausgeberin von „Mein heimliches Auge. Das Jahrbuch der Erotik“, in dem es um viele Formen von Sexualität und Liebe geht. Vortrage und Beiträge zum Thema in Zeitschriften und Sachbüchern.)
7. Fragen-Freitag im Foyer (offenes und kostenloses Format)
Stefan Siegel
Der Fragen-Freitag im Foyer findet in Anlehnung an das das Open Space Format statt. Dieses ist eine strukturierende und durchführende Methode für Konferenzen oder Tagungen bei der die zu behandelnden und zu diskutierenden Themen von den teilnehmenden Personen bestimmt und festgelegt werden. Übergeordnete thematische Klammer wird wieder sein: „Quo vadis Sexualmedizin – Sexualmedizin/-psychologie/-pädagogik (in meiner Praxis) in 5 Jahren.
Prof. Dr. med. Stefan Siegel, Hochschule Nordhausen, Fachbereich Wirtschafts- und Sozialwissenschaften )
Für die Teilnahme am Fragen-Freitag fallen keine Workshop-Gebühren an.
15.30 – 15.45 Uhr
Pause
15.45 – 16.45 Uhr
Workshops Teil 2
17.00 – 18.15 Uhr
Mitgliederversammlung
19.00 Uhr
Get-Together (Anmeldung erforderlich)
Restaurant DRESDEN 1900 | An der Frauenkirche 20 |
01067 Dresden
Samstag, 9. November 2024
Tagungsmoderation:
Ulrike Plogstieß, Dirk Rösing
10.00 Uhr
Eröffnung und Begrüßung
10.15 – 11.00 Uhr
Sexuelle Bildung als Fundament für sexuell selbstbestimmte Entscheidungen, ein Blickwinkel entgegen der Problemfokussierung von Beratung und Therapie
Carsten Müller
11.00 – 11.45 Uhr
Als „nicht erzwungen“ wahrgenommene sexuelle Erfahrungen in der Kindheit: Gibt es Zusammenhänge mit pädo-hebephilen sexuellen Neigungen oder Sexualstraftaten im Erwachsenenalter?
Jürgen Hoyer
11.45 – 12.15 Uhr
Kaffeepause
12.15 – 13.00 Uhr
Ehrung der DGSMP-Senior-Professional
13.00 – 14.00 Uhr
Mittagspause
14.00 – 14.45 Uhr
Asymmetrische Sexualinteraktionen – Fallbeispiele aus der Praxis
Anna Konrad
14.45 – 15.30 Uhr
Häusliche Gewalt und Sexualität
Petra Brzank
15.30 Uhr
Veranstaltungsende